Einführung

Odontogene Kieferzysten: Kategorien und Arten

Definition: Kieferzysten, deren "Grundlage" Zahngewebe ist, werden odontogene Kieferzysten genannt.

Generell sind Zysten mit einer Deckschicht (Epithel) ausgekleidete abgeschlossene Hohlräume, die mit einer Flüssigkeit oder in seltenen Fällen mit Gas gefüllt sind.

Die "Füllung" von Zysten ist meist ein "Produkt" von Zellen an der Zystenwand. Da die Kieferzyste in sich geschlossen ist, können diese "produzierten" Substanzen nicht abfließen. Die Folge ist, dass die Zyste kontinuierlich an Volumen zunimmt und so Druck auf umliegendes Gewebe ausübt und dieses verdrängt.

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Zysten, Pseudozysten und Abszesse

Von "echten" Zysten sind die sog. Pseudozysten zu unterscheiden, Hohlräume, die zwar genauso gefüllt sind wie „richtige“ Zysten, aber nicht von einem Epithel bedeckt sind.

Hohlräume, die mit Eiter gefüllt sind, aber kein Epithel aufweisen, werden Abszesse genannt.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Kieferzysten betrifft deren Ursachen (Pathogenese). Hier gilt es entzündungsbedingte und entwicklungsbedingte (dysontogenetische) Zysten zu unterscheiden.

Definition: Der Ausdruck Zystektomie bezeichnet die operative Entfernung der Zyste (bzw. des Zystenbalges).

Während des Eingriffs wird neben dem Zystenbalg auch zysten-angrenzende Knochensubstanz abgetragen. Je nach Größe der entfernten Zyste (ab ca. 1cm Durchmesser) muss der verbliebene Hohlraum aufgefüllt werden. Hierfür kommen sowohl Knochenersatzmaterialien in Frage als auch eigenes Knochengewebe, jeweils in Verbindung mit einer Eigenblutfüllung.

Nach der Operation wird die Wunde vernäht.

In speziellen Fällen ist es nicht möglich, Kieferzysten operativ zu entfernen (Zystektomie). Dies ist z.B. dann der Fall, wenn es sich um Zysten handelt, die sich um die Wurzeln erhaltungswürdiger Zähne „herum“ gebildet haben oder wenn sich Zysten in der Nähe von Nasen- oder Kieferhöhle befinden.

Hier kommt die Methode der Zystostomie zum Einsatz, d.h. die betreffende Zyste wird geöffnet und das Sekret fließt heraus. Anschließend wird durch das Einbringen eines „Pfropfens“ (Obturator) die Zyste offen gehalten, damit sich der Knochen regenerieren kann.

Zysten-Arten

Entwicklungsbedingte odontogene Kieferzysten

Gemeint sind Zysten, die sich während der Odontogenese, also der kindlichen Ausbildung des Zahnapparates, bilden. Diese Form von Kieferzysten verursacht in der Regel während ihres Wachstums keine Beschwerden für den Patienten. Diagnostiziert werden sie daher meist „zufällig“.

Da große Kieferzysten Zahnfehlstellungen bedingen können, kann aber „im Umkehrschluss“ eine Zahnfehlstellung auf das Vorliegen einer Zyste deuten. Nur in seltenen Fällen, bei großer Volumenzunahme der Zyste, werden entwicklungsbedingte odontogene Kieferzysten als Schwellungen der Mundhöhle sichtbar.

Follikuläre Zysten stellen mit ca. 12% die häufigste entwicklungsbedingte Zystenform da. Sie entstehen bei retinierten Zähnen, d.h. bei Zähnen, die noch nicht durchgebrochen sind. Dort bilden sie sich zwischen innerem und äußerem Schmelzepithel, d.h. zwischen zwei Schichten des Schmelzorgans – jenem Gewebe, das für die Bildung des Zahnschmelzes verantwortlich ist.

Am Häufigsten treten sie im Bereich der Weisheitszähne, der Backenzähne des Unterkiefers und der Eckzähne im Oberkiefer auf.

Therapie: Zystostomie oder Zystektomie

Als Eruptionszyste bezeichnet man eine follikuläre Zyste, die sich, wenn der Zahn bereits den Knochen durchbrochen hat, sich aber noch unter der Zahnfleischdecke befindet, oberhalb der Zahnkrone bildet. Sie kann Ursache für eine Dentitio difficilis sein.

Erkenntlich sind Eruptionszysten an einer bläulichen Schwellung, die sich bei betroffenen Zähnen oberhalb der Krone zeigt.

Therapie: Zystostomie oder Zystektomie

Die gingivale Zyste (von lat. gingiva, dt. Zahnfleisch) bildet sich aus Resten der Zahnleiste, also derjenigen „Verdickung“, aus der sich später die Zahnanlagen bilden.

Am häufigsten treten gingivale Zysten im Unterkiefer auf. Als eine Ursache gilt ein erschwerter Zahndurchbruch (Dentitio difficilis). Sie vergehen meist spontan, in dem sie aufplatzen.

Therapie: Zystostomie

Ebenfalls aus den Resten der Zahnleiste entstehen die lateral parodontalen Zysten (von lat. latus, dt. Flanke und lat. parodontium, dt. Zahnhalteapparat) und zwar zwischen den Zahnwurzeln (interradikulär). Häufig werden diese Zysten im Unterkiefer (Eckzähne, Prämolare) gefunden. Eine Unterform der lateral parodontalen Zyste stellt die multifokale botryoide odontogene Zyste dar.

Sie können leicht durch röntgenologische Untersuchungen diagnostiziert werden (runde ovale Aufhellung).

Therapie: Zystektomie (Enukleation)

Eine sehr seltene Form der Zystenbildung, stellt die sog. glanduläre odontogene Zyste (GOC), auch "Sialo-odontogene" oder "mukoepidermoid-odontogene" Zyste genannt, dar.

Bisher wurden weltweit lediglich 51 Fälle beschrieben. Von ihrem Erscheinungsbild und ihrer Lage ähnelt sie der lateral parodontalen Zyste, weshalb sie bisweilen als Unterart derselben angesehen wird. Diese Zystenart wächst sehr langsam; eine Diagnose kann nur mittels Mikroskop erfolgen.

Therapie: Zystektomie und langrfristige Kontrolle

Nach den radikulären Zysten und den follikulären Zysten stellt der keratozystische odontogene Tumor (KOT) mit 4-6% die dritthäufigste Zystenform dar. Früher wurde diese Zystenart "Odontogene Keratozyste" bzw. "Primordialzyste" genannt.

Ähnlich wie die gingivale Zyste und die laterale parodontale Zyste entsteht der keratozystische odontogene Tumor aus der Zahnleiste. Im Gegensatz zu diesen, breitet sich der KOT jedoch aggressiv aus und verdrängt dabei angrenzende Zähne.

Therapie: Gründlichste Zystektomie

Die kalzifizierdende odontogene Zyste wird auch als "Gorlin Zyste" oder als "keratinisierende und kalzifizierende Zyste" und als "odontogene kalzifizierende Geisterzellzyste" bezeichnet.

Sie tritt meistens im Frontbereich von Unter- und Oberkiefer auf, und zwar oft intraossär. Sie muss vom Geisterzelltumor abgegrenzt werden.

Therapie: Zystektomie (Enukleation)

Entzündungsbedingte odontogene Kieferzysten

Die zweite Art odontogener Kieferzysten ist nicht entwicklungs-, sondern entzündungsbedingt. D. h. diese Kieferzysten entstehen nicht im Zuge der Odontogenese, sondern durch entzündliche Prozesse.

Diese häufigste Kieferzystenform (78%) entsteht in Folge einer Entzündung der Zahnwurzeln (chronische apikale parodontitis) und nach dem „Tod“ der Pulpa (Zahn-Nerv), wobei die Wurzelspitze in die Zyste hineinragt.

Der Durchmesser radikulärer Zysten kann im Extremfall mehrere Zentimeter betragen. In den meisten Fällen sind radikuläre Zysten einkammerig. Es können ein oder auch mehrere Zähne an der Zystenbildung beteiligt sein.

Therapie:

Zystostomie oder Zystektomie

Die sog. paradentale Zyste (=Craig-Zyste) entsteht in Folge einer Entzündung der Zahnfleischtasche (vgl. Parodontalabszess) und bildet sich im Bereich des Zahnhalses oder an einer Zahnwurzel. Am Häufigsten treten paradentale Zysten an den Backenzähnen (Molaren) des Unterkiefers auf.

Therapie:

Zystektomie

Residualzysten (von lat. residium, dt. das Zurückgebliebene) werden solche Kieferzysten genannt, die nach der Entfernung (eines Zahnes) zurückbleiben. Ursprünglich sind Residualzysten folglich z.B. radikuläre Zysten oder follikuläre Zysten. Werden diese nicht oder nur teilweise entfernt und ist dieser „Rest“ in sich geschlossen und wächst, dann spricht man von Residualzysten.

Therapie:

Zystektomie oder Zystostomie

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